Nach der Einweihung einer Grundschule im November 2012 in Laos geht meine Reise weiter, über einen Zwischenstopp in Bangkok nach Myanmar, das ehemalige Burma.
Dieses Land habe ich besonders in mein Herz geschlossen.
Die Armut ist riesengroß. Zudem ist die Gefahr von Überschwemmungen und Wirbelstürmen für große Teile des Landes permanent zugegen. Dies wurde mir – das war im Jahre 2008 – durch ein anderes Hilfsprojekt, welches ich in Myanmar begleiten durfte, eindringlich bewusst.
2008 zog ein gewaltiger Wirbelsturm über das Land. Hierbei wurde das Irriwaddy-Fluss-Delta völlig überschwemmt. Der Irriwaddy ist der Hauptfluss in Myanmar. Dieser Fluss ist in Myanmar von ähnlicher Bedeutung wie der Nil in Ägypten. Die angeschwemmten Böden sind die Grundstoff und Dünger für die mühsam erwirtschafteten Erträge in der Landwirtschaft.
Auf einem dieser Nebenflüsse bin ich nun auf einem winzigen Motorboot unterwegs. Das ist wahrlich keine Erholungsreise für einen europäischen Durchschnittsrentner. Nicht einmal eine Sitzbank gibt es während der drei Stunden dauernden Fahrt. Wir durchqueren das Irriwaddy-Delta. Hier kommt man ohne künstliche Kanäle aus. Die einzelnen Flussarme sind mehrfach untereinander verbunden. Wenn man überlegt, dass das ganze Land nur knapp über dem Meeresspiegel liegt, wird begreifbar, welche katastrophale Folgen eine Flut hier anrichten kann. Deiche wie in Deutschland gibt es hier nicht. So kam es 2008 zu der großen Flutkatastrophe mit circa 150.000 Toten.
Wir kommen an und klettern über einen wackligen Bambussteg an Land. Ich bin nun schon ganz schön geschafft. Von Yangon ging es zunächst über eine Fähre, dann weiter drei Stunden mit dem rechts gesteuerten, aber gewohnt auf der rechten Spur fahrenden Taxi über unglaublich holprige Asphaltstraßen. Letztere werden nicht von männlichen Bauarbeitern, sondern von Frauen repariert. Der schlechte Zustand dürfte jedoch mehr an fehlenden Geldmitteln, Material und Geräten liegen als an der Qualifikation der Arbeiterinnen.
Also nach dieser Tagesreise, das gestehe ich ganz offen, träumte ich von einer gemütlichen Gastwirtschaft und einem schönen Weißbier.
Aber so etwas gibt es hier weit und breit nicht, auch keinen Strom und kein fließendes Wasser.
Der Empfang war großartig und ließ die Strapazen vergessen. Wir – das ist mein Begleiter, Freund und Dolmetscher, Dr. Min Naing und ich wurden freudig empfangen. Das Empfangskomitee erwartete uns in festlicher Kleidung, Bürgermeister, Würdenträger und Scharen blumengeschmückter Kinder.
Nach der langen Reise schmerzte der ganze Körper. Was hätte ich für einen Stuhl gegeben. Das anschließende Essen wurde jedoch wieder im Schneidersitz eingenommen. Was für die Einheimischen Gewohnheit ist, war für mich eine Strapaze und man erbarmte sich meiner – eine Hängematte war die Rettung. Auch das Schlafquartier, eine dünne Strohmatte auf dem harten Boden eines Klosters – es gibt keine Guesthouses in dieser Region – ist wenig erholsam für uns verwöhnte Pauschaltouristen.
Was mich fasziniert ist, mit wie wenig finanziellem Einsatz hier konkret geholfen werden kann. Ein kleines Beispiel: eine verarmte Familie in Myanmar erhält das Grundkapital für eine Entenfarm.
Mit einer Entenfarm kann sich eine Familie dauerhaft ernähren und kann somit überleben. Überleben heißt konkret, Leben zu retten und das schon für 500 €. Auch wieder nach dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe.
Diese Hilfe zur Selbsthilfe sehe ich und das ist mein besonderes Anliegen, dauerhaft in besseren Bildung. Darum engagiere ich mich für Schulbildung, von der Grundschule bis zur Berufsschule.
Am nächsten Tag die Einweihung der Schule. Ein farbenfroher Festakt. Überall stahlende und lachende Gesichter. Die alte Schule, ein brüchiges Gebilde aus Holz und verrostetem Wellblech, steht noch und wird später als Lehrerunterkunft genutzt. Die neue Schule ist in frischen Farben, in Massivbauweise, also in stabiler Stahlbetonskelettbauweise mit Mauerwerksausfachung erstellt, sowie mit einem Holzdachstuhl und Blechdach ausgestattet. Hier lernen in fünf Klassenzimmern jeweils mindestens 40 Schüler, also über 200 Schüler. Die Kosten beliefen sich auf 35.000 € wovon von mir und meinen Freunden 10.000€ aufgebracht wurden, für den Rest kam der Rotary Club Hofgarten auf. Mit dieser Summe werden auch die laufenden Kosten für den Schulbetrieb, Möbel, Unterrichtsmaterial und vor allem Gehälter der Lehrer für zwei Jahre sicher gestellt.
Was würde eine Grundschule für 200 Kinder hier in Deutschland kosten? Hier müssen Sie eher von der 100-fachen Summe ausgehen. Freilich, der Standard ist bewusst niedrig und die Lohnleistung haben die Einwohner auch hier wieder selbst erbracht. Nach dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe.